Markus Tibo,
Wirtschaftsförderer Kreiswerke Cochem-Zell
Markus Tibo weiß als Wirtschaftsförderer genau, wie wichtig es für eine Region ist, Fachkräfte zu bekommen. Nicht nur in Cochem-Zell, in dem der gelernte Medienkaufmann, der sich zum geprüften Wirtschaftsfachwirt/Personalbetriebswirt weitergebildet hat, arbeitet. Wir haben ihn zum Thema interviewt …
Wie wichtig ist das Karrierepaket Aus- und Weiterbildung aus deiner Sicht?
Ich finde, es ist wichtig, um dem akuten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Betriebe sollten gerade jetzt noch mehr in die betriebliche Aus- und Weiterbildung investieren. Denn damit investieren sie in künftige Fachkräfte und in ihre eigene betriebliche Zukunft. Gerade hier in Cochem-Zell und im gesamten nördlichen Rheinland-Pfalz ist es entscheidend, dass Betriebe die „duale Berufsausbildung“ mehr in den Fokus setzen. Sonst geht hier Fachkräftepotential verloren. Etwa, wenn Jugendliche den Landkreis verlassen, weil Sie hier keine Perspektive haben. Also ist es umso wichtiger, dass wir als lokale Wirtschaftsförderung mit Partnern wie der IHK und HWK an Lösungen zur Fachkräftegewinnung arbeiten.
Du warst Ausbildungsleiter und Training-Coordinator im Personalwesen. Was hast du für dich dabei mitgenommen?
Das ist richtig! Als Ausbilder durfte ich meine Erfahrung an junge Menschen weitergeben. Das fühlt sich gut an. Aber ich habe auch viel gelernt z. B. beim Betriebsunterricht und im Austausch mit den Azubis. Das war für beide Seiten eine Win-win-Situation. Was ich heute spannend finde: wie sich Recruiting durch die Digitalisierung verändert. Die Zeiten, in denen man mit einer Stellenanzeige in lokalen Medien einen Stapel von Top-Bewerbern bekommen hat, sind vorbei. Ganz einfach, weil man die Generation „Z“ aktiv ansprechen und überzeugen muss. Um das zu verstehen, war mir als Ausbilder das Feedback von den Azubis wichtig für die gesamte strategische Ausrichtung.
Ohne Studium zum Bachelor oder Master – wissen Schüler oder Azubis, dass das geht?
Ich glaube nicht alle wissen das. Aber man kann ihnen klarmachen, dass die höhere Berufsbildung ein echter Karriere-Turbo sein kann. Mit einem entscheidenden Vorteil gegenüber einem Studium: Man kann schon während der Ausbildung sein eigenes Geld verdienen. Auch die Anpassung des Berufsbildungsgesetzes vor 2 Jahren ist sicherlich den meisten jungen Menschen relativ unbekannt. Mittlerweile gibt es in der höheren Berufsbildung die Abschluss-Bezeichnungen „Bachelor Professionell“, (DQR-Niveau 6 = Bachelor-Niveau) für die Meister und Fachwirte und der „Master Professionell“ (DQR-Niveau 7 = Master-Niveau) für die IHK-Betriebswirte und Berufspädagogen.
Das klingt kompliziert, was ist damit gemeint?
So kompliziert ist das nicht. Denn es heißt einfach, dass die höhere Berufsbildung mit der akademischen Bildung gleichgestellt wird. Das muss in die Köpfe der Jugendlichen rein. Hier braucht es ein Umdenken, in Schulen, Elternhäusern etc. Wir müssen den jungen Menschen klarmachen, dass eine berufliche Ausbildung genauso viel wert ist wie eine akademische. „Karriere mit Lehre“ - das war auch mein Weg. Und es liegt auf der Hand, dass man auch ohne Studium eine erfolgreiche Karriere starten kann.